Arbeitswelt 4.0: Sind wir wirklich bereit?
Dr. Andreas M. Walker, Zukunftsforscher
Die Corona-Situation führte 2020 in der Arbeitswelt zu einem schnellen Umbruch: Plötzlich waren Homeoffice und Online-Konferenzen vielerorts Alltag. Doch wie gut waren wir auf diese Umstellung wirklich vorbereitet? Wie haben wir sie gemeistert?
Ein Gespräch mit dem Basler Zukunftsforscher Andreas Walker über neue Arbeitsformen und die Frage, wie sehr uns diese erhalten bleiben werden.
Plötzlich sind viele Arbeitgeber und -nehmer mit neuen – vor allem digitalen Arbeitsformen – konfrontiert. Wie gut meistern wir diese Umstellung?
Andreas Walker: «Es sind immer noch Ängste vorhanden. Wir sehen, dass sich viele Leute schwer tun mit den Veränderungen. Auch im Gespräch mit Psychologen zeigt sich, dass der neue Arbeitsalltag bei einigen Menschen Sorgen auslöst. Kommt hinzu, dass viele Firmen IT-mässig nicht ideal vorbereitet waren. Und dass in unserer globalisierten Welt die globalen Lieferketten noch nicht wirklich funktionieren. Alles in allem würde ich sagen: In der ersten Welle erlebten wir eine Mischung aus Abenteuerlust, Überraschung und «Wir schaffen das schon!». Unterdessen aber nehme ich die Situation – verglichen mit Anfang 2020 – als deutlich bedrückter wahr.»
Aber beispielsweise mit Online-Sitzungen gehen wir doch mittlerweile alle spielend um!?
«Ich stelle mit grossem Erstaunen fest, dass es riesige Unterschiede gibt – ganz stark abhängig von der Branche und der Persönlichkeit. Zoom und Co. sind für viele einfach Video-Telefonie – aber kaum geht es um Chat-Räume und weitere Funktionen, sind sie überfordert. Der wirkliche Schritt in die digitale Kooperation und Arbeitsweise hinein hat häufig noch nicht stattgefunden. Auch die einfachsten technischen Voraussetzungen für Homeoffice sind bei einigen heute noch nicht ideal. Und wir stellen sogar bei jungen Menschen fest: Sie wissen zwar, welchen Knopf sie drücken müssen – aber wie sie sich zu verhalten haben, wenn es nicht funktioniert, wissen nur wenigste. Da muss in den Schulen noch einiges gehen.»